Dienstag, 18. Februar 2014

Eine Zugfahrt, die ist lustig...



Mysore

Meinen ersten Wochenendtrip habe ich in Mysore verbracht. Die Stadt ist eigentlich nur 500 km von Chennai entfernt, mit dem Nachtzug ist man aber 9 bis 11 Stunden unterwegs. Langweilig wird einem auf der Fahrt aber nicht – im Gegenteil. Zuerst einmal sind wir mit der Metro zum Bahnhof gefahren. Dort gibt es spezielle Lady´s-Abteile, d.h. die Frauen und Männer fahren in getrennten Wagons. Türen gab es in diesen Zügen nicht, die Sicherheitsvorkehrungen sind etwas anders als in Deutschland. So sieht man während der Fahrt viel von der Stadt. 
Der Bahnhof in Chennai ist riesig und voller Menschen, die überall sitzen, liegen und herumstehen, um auf ihren Zug zu warten. Obwohl dort so viel mehr los ist als auf deutschen Bahnhöfen, ist die Stimmung dort wesentlich entspannter und weniger hektisch. Ich war mit zwei Freundinnen unterwegs, die beide schon ortskundiger als ich waren und genau wussten, wie das Zufahren hier funktioniert. Wir hatten reservierte Betten in den Zügen und das Glück, dass niemand Fremdes unser Bett im überbuchten Zug teilen wollte. Obwohl wir ein paar schnarchende Mitreisende im Abteil hatten und viele Reisende schon früh morgens Musik hörten, haben wir ein wenig Schlaf finden können und waren am nächsten Tag bereit, die Stadt zu erkunden.
Zu den Top-Sehenswürdigkeiten von Mysore gehört der Amba-Vilas-Palast, der von innen leider nicht fotografiert werden darf, aber wirklich atemberaubend schön ist. Da wir alle kein Kannada sprachen, konnten wir nicht verstehen, dass der Palast nur für 5 Minuten am Tag beleuchtet ist und haben dieses Spektakel leider verpasst. Dafür haben wir noch den großen Markt der Stadt gesehen, auf dem man das typische Sandelholzöl und Bananen in der Größe eines kleinen Fingers bekommen kann. Am nächsten Tag haben wir Chamundi-Hill, auf dessen Spitze sich der Chamundeshwari-Tempel befindet, besichtigt. Dieser Tempel ist ein Pilgerziel der Hindus und der Göttin Chamunda geweiht. Vor Ort hat uns eine Hindu über ihren Glauben aufgeklärt, was sehr interessant war. Sie glaubte an ein Goldenes Zeitalter (eine Art Paradies), das es vor 5000 Jahren einmal gegeben haben soll und wonach die Gläubigen wieder hinstreben. Etwas befremdlich fand ich den Gedanken, dass alle Leiden, die uns im Leben wiederfahren, mit den schlechten Taten aus unserem letzten Leben begründet wurden. Das ist jedoch eine Erklärung für mich, weshalb viele Hindus das Kastensystem und die Ungerechtigkeiten hinnehmen und sich nicht dagegen auflehnen. Die Frau hat sich wirklich viel Zeit für uns genommen und uns anschließend eingeladen, ein paar Tage bei ihnen zu meditieren. Leider hatten wir jedoch schon andere Pläne und haben uns stattdessen das Yoga-Viertel von Mysore angeschaut, in welchem ein Yoga-Schüler hipper als der andere war (s. Foto). Als wir abends zum Spice-Market fahren wollten, standen wir plötzlich in einem Wohnzimmer eines ehemaligen Bodybuilders (die umrahmten Bilder sprachen für sich…), der uns zeigen wollte, wie man Räucherstäbchen dreht. 

Nach der Reise war ich erst mal krank von all dem unbekannten Essen, aber ich habe mich wieder schnell erholt.
Mysore war eine schöne Abwechslung zu Chennai. Wenn man mehr Zeit hat, kann man dort auch tolle Ausflüge in die Natur der Umgebung unternehmen oder ein paar Tage meditieren und zu sich selbst finden.



Auf dem Weg ins Yogaviertel
Jack-Fruit...hmmm....lecker
Amba-Vilas-Palast
Chamundeshwari-Tempel
Ricarda und Vera probieren Tulsi
Eine neugierige Kuh

Im Nachtzug


Lehrprobe

Vom Goethe-Institut verabschieden sich immer mehr Praktikantinnen, aber es kommen dafür auch neue. Gerade kam Franzi aus Dresden, mit der ich mich gut verstehe. Sie hat schon viel Indienerfahrung und kann mir einiges erklären.
Ich habe mittlerweile meine Lehrprobe gehalten und eine positive Rückmeldung bekommen. Dennoch fehlt mir noch viel Praxiserfahrung und methodisches Wissen. Ich soll nun ab März zwei Wochen lang eine persönliche Einführung in die Didaktik und Methodik für Deutsch als Fremdsprache Unterricht bekommen. Außerdem ist die Hospitationszeit in meinem Kurs nun leider schon vorbei. Ich mag die Schüler total und war so zufrieden mit ihnen, dass ich es schade finde, dass es schon vorbei ist. Dafür habe ich nun die Möglichkeit bei einem neuen Lehrer und neuen Kurs zu hospitieren. Ich biete nun den Schülern freiwillige Übungsstunden an, allerdings haben dazu viele keine Zeit, weil sie direkt nach dem Deutschkurs arbeiten oder studieren müssen.
Ich habe nun schon ein paar Mal Prüfungsaufsicht gehabt. Überarbeiten tu ich mich nicht gerade, aber es gibt immer etwas zu tun und langweilig wird es selten. . .
Zwar hat mein Tamilunterricht immer noch nicht begonnen, aber ich habe mittlerweile eine sehr nette Tamil-Tandempartnerin gefunden. Dank ihr kann ich mich nun auf Tamil vorstellen und kenne einige wichtige Vokabeln. Ich habe schon gemerkt, dass die Rikschafahrten wesentlich stressfreier sind (meistens gibt es Diskussionen um den Preis…), wenn man zeigt, dass man ein paar Wörter in der Landessprache kennt. Ein Seri, seri (okay, okay) entlockt einem ernsten Rikschafahrer so manches Lächeln.
Es hat heute das erste Mal in 6 Wochen geregnet und ich freue mich über die kleine Erfrischung. Die vielen Mosquitos rauben mir zur Zeit den Schlaf. Ich habe das Gefühl, dass diese aggressiven Lebewesen bereits immun gegen mein deutsches „Anti-Brumm“-Spray sind.




Umzug


Ich musste nun mein altes Apartment leider verlassen und komme gerade ein paar Tage in Kilpauk bei einer sehr netten und gastfreundlichen Kollegin und ihrer kleinen Familie unter, da ich nun doch erst etwas später als geplant in mein neues Heim einziehen kann.
Zum Frühstück gab es heute schon deftiges Essen (Sambal mit dünnen Nudeln), aber es war sehr lecker.
Ich werde mich bemühen, etwas regelmäßiger in den Blog zu schreiben und freue mich immer von euch zu hören!!

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